Tenotomie der Kniescheibenbänder
1. Das Verfahren
Beim Pferd wird die Position der Kniescheibe durch ein inneres, ein mittleres und ein äußeres Kniescheibenband, die jeweils von der Kniescheibe an den Unterschenkel ziehen, festgelegt.
Bei Patienten mit einer mangelhaften Winkelung des Kniegelenkes kann es geschehen, dass das innere Kniescheibenband an einem Knochen des Oberschenkelknochens festhängt. Dadurch wird die Kniescheibe in ihrer Position fixiert.
Bei der habituellen Kniescheibenfixation (vorübegehende Einhängung) springt die Kniescheibe aus der Einhängung. Der Reiter empfindet das als Stolpern des Hinterbeines.
Bei der stationären Kniescheibenfixation (dauerhafte Einhängung) bleibt die Kniescheibe in Fehlstellung fixiert. Dadurch ist es dem Pferd nicht mehr möglich, das betroffene Hinterbein zu bewegen.
Habituelle Kniescheibenfixationen – insbesondere bei Pferden, die jünger als 3 Jahre sind – sollten zuerst medikamentös behandelt werden. Der Muskelaufbau sowie die Muskelspannung sollten erhöht werden. Sehr häufig werden bei diesen Behandlungen zusätzlich Injektionen an die inneren Kniescheibenbänder vorgenommen.
Bei therapieresistenten habituellen und allen stationären Kniescheibenfixationen ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich.
Während bei habituellen Fixationen ein Splitting des inneren Kniescheibenbandes durchgeführt werden kann, ist bei stationären und erfolglos behandelten habituellen Fixationen eine Durchtrennung des inneren Kniescheibenbandes angezeigt.
Das Band weicht nach der Durchtrennung auseinander und bildet anschließend eine bindegewebige, funktionell stabile Narbe. Durch die Änderung der Position der Kniescheiben wird die Einhängung in der Regel der Fälle erfolgreich behoben.
2. Die Durchführung
Die Kniescheibenband-Operation wird am medikamentös beruhigten, örtlich betäubten, stehenden Pferd durchgeführt. Dies gilt sowohl für das Splitting als auch für die Durchtrennung der Bänder.
Erfahrungsgemäß ist es immer sinnvoll, beide Hinterbeine zu operieren, selbst wenn bis zum Operationszeitpunkt nur ein Hinterbein auffällig ist.
Der Operationsbereich innen am Knie wird geschoren oder rasiert und desinfiziert. Nach der Betäubung wird ein ungefährt 1,5 cm langer Hautschnitt gesetzt. Mit einem Tenotom wird dann das innere Kniescheibenband gesplittet oder durchtrennt. Der Hautschnitt wird mit Klammern verschlossen.
Die Pferde bekommen nach der Operation eine Schrittruhe von mindestens 6 Wochen, danach ist mittels einer Ultraschalluntersuchung die Qualität der Narbe festzulegen und das weitere Trainingsverfahren zu bestimmen.
3. Die Anwendungsgebiete
Pferde mit einer therapieresistenten vorübergehenden, sowie Patienten mit einer dauerhaften Kniescheibeneinhängung, sollten einer Tenotomie der Kniescheibenbänder unterzogen werden.
Als Komplikation der Operation kann in seltenen Fällen trotz operativem Eingriff das Krankheitsbild erneut auftreten.
Durch Verwachsungen oder aufgrund einer durch die Kniescheibenbandfixation entstandenen Kniescheibengelenksentzündung kann es ebenfalls selten zu einer Lahmheit nach der Operation kommen. In diesen Fällen sind weitergehende Behandlungen erforderlich.