Kryotherapie beim Pferd

 

1. Das Verfahren

Die Kryotherapie ist eine gewebszerstörende Anwendung starker Kälte. Über einen Stabapplikator wir aus einer mit flüssigem Stickstoff befüllte Patrone an der Stabspitze das Zielgewebe sehr schnell und stark abgekühlt. Dadurch kommt es zum Zelltod im behandelten Bereich.

Der Körper reagiert auf diese Gewebszerstörung (Nekrose) mit einer Abstoßungsreaktion, in dem er über Immunzellen und chemische Faktoren an der Grenze des gesunden Körpergewebes zum zerstörten Zielgewebe die Zellverbindungen trennt.

Nachfolgend füllt Granulationsgewebe den Defekt und die Wunde schließt sich. Als Ausdruck dieser Entzündungsreaktion kommt es zu einer örtlichen Schwellung im behandelten Bereich, die nach einigen Tagen abklingt.

2. Die Durchführung

Im Zielbereich muß das Fell weggeschoren werden. Mit einer örtlichen Betäubung wird die Region schmerzunempfindlich gemacht, weshalb ist eine Beruhigung der Patienten in der Regel nicht erforderlich ist.

Der Kryo-Pen – das Applikationsgerät – wird je nach Größe des zu zerstörenden Gewebes 30 Sekunden bis 10 Minuten auf das Gewebe gehalten. Bei größeren Gewebsstrukturen kann eine Applikation von mehreren Seiten erforderlich sein.

Wiederholte Applikationen sind je nach Verlauf der Abstoßungsreaktion angezeigt. Um zu tiefe Zerstörungen zu vermeiden, ist es häufig besser, eine zweite Applikation nach einigen Tagen durchzuführen. Eine Nachbehandlung des Defektes mit Jodsalbe verhindert eine Wundinfektion im Rahmen des Abstoßungsprozesses.

3. Die Anwendungsgebiete

Die Kryotherapie findet ihren Einsatz primär bei der Behandlung von Hauttumoren –  beim Pferd besonders bei kleinen equinen Sarkoiden. Bevorzugt können kleinere Tumore mit diesem Verfahren behandelt werden, insbesondere dann, wenn eine chirurgische Entfernung aufgrund des Umfeldes des Tumors (zum Beispiel am Ohr oder Augenlid) schwierig erscheint.