Zahnsanierungen

 

1. Das Verfahren

Pferde werden mit einem Milchzahngebiß, bestehend aus 24 Zähnen geboren. Im Alter von 2 bis 4 Jahren werden die Schneidezähne und die vorderen 3 Backenzähne gewechselt (Wechselgebiß).Die Milchzähne werden abgestoßen (Kappen), in wenigen Fällen können die Kappen allerdings zu fest sitzen und lösen dadurch Irritationen an den Wurzeln der bleibenden Zähne aus.

Im Bereich der Backenzähne kann dies zu Knochenauftreibungen (Knesten) führen. Festsitzende Kappen, die das Wachstum der bleibenden Zähne beeinträchtigen, müssen entfernt werden.

Im bleibenden Gebiß (permanentes Gebiß) wachsen die Pferdezähne bis etwa zum Alter von 15 Jahren, danach werden sie vom Bindegewebe weiter aus dem Zahnfach getrieben. Die Kürzung der ständig nachschiebenden Zähne wird durch den Abrieb beim Kauprozeß erzielt. Wenn beim Kauprozeß nicht die gesamte Zahnoberfläche abgerieben wird, kann es zur Bildung scharfer Kanten kommen.

Diese findet man am Oberkiefer, insbesondere außen am Unterkiefer innen an der Zahnkrone. Sollten die Oberkiefer- und Unterkieferzahnreihe nicht genau aufeinander passen (Überbiß, Unterbiß), kann es zur Bildung massiver Zahnhaken kommen, die den Kauprozeß behindern und eine Widersetzlichkeit am Zügel auslösen.

Wenn ein Zahn härter ist als sein Gegenzahn (Antagonist), wird der harte Zahn immer länger (Meißelzahn) und der Gegenzahn gerät unter Druck. Dieser Druck kann zu übertriebenem Abrieb oder sogar zur Fraktur der Krone des weichen Zahns führen.

Zahnfrakturen können auch durch Traumata oder aufgrund einer Schwächung der Zahnkrone durch Karies entstehen. Durch Infektionen über das Blut oder als Folge von Karies und Zahnfrakturen kann es zu Zahnwurzelentzündungen kommen, die das Kauverhalten sehr negativ beeinflussen und im Bereich des Oberkiefers zusätzlich zu Vereiterungen der Nasennebenhöhlen führen können.

Wolfszähne sind kleine Zähne vor dem ersten großen Backenzahn. Sie können einseitig oder beidseitig, bis auf seltene Ausnahmen, im Oberkiefer auftreten. Diesen Atavismus (früher hatten die Vorfahren der Pferde alle einen solchen Backenzahn in voller Größe) haben etwas 25 bis 30 % der Pferde. Sollten bei diesen Pferden Trensenintoleranzen auftreten, kann der Wolfszahn verantwortlich sein.

2. Die Durchführung

In der Regel werden Zahnbehandlungen am stehenden, beruhigten Pferd durchgeführt. Zahnbehandlungen am nicht beruhigten Patienten bergen das Risiko, daß die hinteren Backenzähne weder gut untersucht, noch mit den Behandlungsgeräten erreicht werden können.

Der Kopf wird entweder auf einem Zahnständer positioniert oder in einem speziellen, für Zahnbehandlungen entwickelten Halfter an einem Querbalken mit einem Strick aufgehängt. Das ermöglicht ein ruhiges, stressfreies Arbeiten.

In seltenen Fällen erheblicher Widersetzlichkeit des Patienten oder bei einigen zahnchirurgischen Eingriffen wird der Patient in Vollnarkose gelegt.

Das Maul wird mit einem Maulgatter (verschiedene Modelle je nach geplantem Therapieeingriff) geöffnet. Kopflampen ermöglichen eine genaue Betrachtung der Zähne. Möglicherweise ist der Einsatz von Zahnspiegeln oder einer Zahnkamera (Oralendoskopie) zur Bewertung spezieller Probleme notwendig.

Während Zahnhaken und scharfe Kanten mit einer elektrischen oder manuellen Raspel abgeschliffen werden, werden Wolfszähne und festsitzende Kappen gezogen.

Bei Zahnfrakturen und Zahnwurzelentzündungen sind oft zahnchirurgische Eingriffe erforderlich (z.B. Zahnextraktion).

3. Die Anwendungsgebiete

Häufig wird eine Zahnsanierung notwendig, wenn Pferde bei der Futteraufnahme ungewöhnliche Bewegungen mit dem Kiefer zeigen, Heuwickel kauen, Futter beim Kauen fallen lassen, abmagern, Kieferverformungen oder geschwollen Kopflymphknoten zeigen.

Auch bei Koliken oder Widersetzlichkeit am Zügel ist eine Zahnkontrolle erforderlich. Je nach vorgefundenem Problem ist eines der oben beschriebenen Verfahren notwendig.